VALERIA IS GETTING MARRIED. Kinostart 25. Mai 2023 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 12.05.2023


VALERIA IS GETTING MARRIED. Kinostart 25. Mai 2023
Sharon Adler

Der israelisch-ukrainische Spielfilm von Regisseurin Michal Vinik ("Working Women", "Blush") über die arrangierte Heirat zwischen einer Ukrainerin und einem Israeli wirft existentielle Fragen nach individueller wie kollektiver Abhängigkeit versus die Entscheidung für Freiheit und Selbstbestimmung auf.




"Du wirst das beste Leben haben" und "Du hast die beste Entscheidung getroffen": Mit diesen Worten begrüßt die ältere ihre jüngere Schwester am Flughafen in Tel Aviv, als diese aus der Ukraine nach Israel kommt, um hier zum ersten Mal ihren Bräutigam zu treffen.

Das, was wie eine Beschwörung klingt, soll einstimmen auf ein vermeintlich besseres Leben. Genau das stellen Regisseurin Michal Vinik und ihr Filmteam in subtilen wie starken Bildern und prägnanten Dialogen in Frage. Michal Vinik, die sich als eine der Gründerinnen des Women in Film and Television Israel Forum für die Chancengleichheit von Frauen in der israelischen Filmbranche einsetzt, kritisiert in ihrem zweiten Spielfilm "Valeria is getting married" nach "Blush" ("Barash") aus dem Jahr 2015 vor allem patriarchale Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse. Gemeinsam mit Regisseurin Michal Aviad hat sie 2018 das Drehbuch für "Working Woman" geschrieben.

Zum Film: Valeria is getting married. Originaltitel: Valeria Mithatenet

Das Konzept der arrangierten Ehe ist uralt, frauenfeindlich, und wird bis heute in vielen Kulturen forciert und praktiziert. Wurden Mädchen und Frauen jahrhundertelang von ihren Familien gegen ihren Willen verheiratet, oder verließen zu Zehntausenden auf der Suche nach einer neuen Existenz ihre Heimat, sehen heute weltweit zahlreiche Frauen in einer Partnervermittlung eine Möglichkeit, ihren prekären Lebensumständen zu entkommen.
So auch Valeria. Sie folgt ihrer Schwester Christina nach, die bereits vier Jahre zuvor durch eine Online-Heiratsagentur einen Israeli geheiratet hat und heute einen kleinen Schönheitssalon im Land betreibt. Doch was als Happy End, als Ausweg aus der Armut geplant ist, offenbart sich für Valeria als Ernüchterung angesichts der Erkenntnis, dass sie auf dem Weg ist, durch die Heirat eine Abhängigkeit mit einer anderen, noch viel Größeren eintauschen könnte. Bewusst wird ihr das unmittelbar nach ihrer Ankunft in Israel. Bei dem gemeinsamen Abendessen, das von ihrer Schwester Christina und deren Ehemann Michael ausgerichtet wird, trifft sie das erste Mal auf ihren Verlobten Eytan, den sie zuvor nur ein einziges Mal online getroffen hat. Was sie nicht wusste, offenbart sich nun nach und nach: Eytan hat Michael 5000 Dollar für die Vermittlung bezahlt und erwartet, nachdem er sie mit einem Smartphone und Blumen beschenkt hat, "seine" Braut mit zu sich nachhause zu nehmen. Ware gegen Geld. Doch Valeria weigert sich, sie schließt sich im Badezimmer ein und kommt nicht mehr heraus. Im Verlauf des Abends nehmen die Ereignisse eine Wendung, die das Leben beider Schwestern nachhaltig verändern wird...



Regisseurin Michal Vinik: "Immer wieder habe ich mich gefragt, warum ich so fasziniert von den Männern und Frauen bin, die sich freiwillig auf eine solche arrangierte Ehe einlassen. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass mein Interesse vor allem damit zu tun hat, dass diese Beziehungen als Spiegel für alle verbindlichen Beziehungen zwischen zwei Menschen, egal ob verheiratet oder nicht, gesehen werden können. Die arrangierte Heirat zwischen einer ukrainischen Braut und einem israelischen Bräutigam mag am extremen Ende der Beziehungsskala liegen – aber ich glaube, dass es im Kern vieler Beziehungen eine Komponente gibt, die eine Hierarchie oder ein Ungleichgewicht zwischen den Partner*innen erzeugt."

Zur Regisseurin: Michal Vinik wurde 1976 in Israel geboren und absolvierte den Studiengang Film & Television an der Universität in Tel Aviv. Ihr Debütfilm "Blush" (2015) über zwei lesbische Teenager wurde beim San Sebastian Film Festival uraufgeführt und avancierte sowohl zum Festival- als auch Verkaufserfolg: der Film bereiste weltweit über 90 Festivals, erhielt international zehn Auszeichnungen und wurde in 26 Länder verkauft. Michal Viniks Kurzfilme "Bait" (2009) und "Reality Check" (2011) wurden in Locarno und Sundance uraufgeführt und gewannen Preise in Israel und auf der ganzen Welt. 2017 schrieb Michal Vinik das Drehbuch für Michal Aviads feministischen Film "Working Women".
"Valeria is getting married" ist der zweite eigene Spielfilm der Regisseurin und wurde in Venedig und Toronto uraufgeführt. Neben ihren Film- und Fernsehprojekten lehrt Michal Vinik Film an der Universität Tel Aviv sowie am Beit Berl College. Sie ist eine der Gründerinnen des Women in Film and Television Israel Forum (www.facebook.com), das sich für die Chancengleichheit von Frauen in der israelischen Filmbranche einsetzt.
FILMOGRAFIE
2022: "Valeria is getting married", Spielfilm (Regie & Drehbuch)
2017: "Working Women", Spielfilm (Drehbuch)
2015: "Blush", Spielfilm (Regie & Drehbuch)
2014: "Who gave you a license?", Fernsehserie (Creator)
2011: "Reality Check", Kurzfilm (Regie & Drehbuch)
2009: "Bait", Kurzfilm (Regie & Drehbuch)

AVIVA-Tipp: "Valeria is getting married" ist ein gleichermaßen sensibel wie kraftvoll komponiertes feministisches Kammerspiel zu einem hochaktuellen Thema und mit einem hervorragenden Cast. Die beiden Protagonistinnen, Dasha Tvoronovich in der Rolle der Valeria, und Lena Fraifeld, die Christina spielt, agieren authentisch als ungleiche Schwestern, deren Beziehung zueinander auf eine harte Probe gestellt wird. Ein Spiegel der Gesellschaft, in der Frauen vor allem der Spielball wirtschaftlicher Interessen sind. Unbedingt sehenswert.

Kinotour in Deutschland

Deutschlandpremiere in Düsseldorf | Mi. 17.05 | Bambi Filmstudio | 19:00 Uhr
Berlin-Premiere | Do. 18.05. | ACUDkino | 16:45 Uhr
München-Premiere | Fr. 19.05. | Theatiner Film | 20:00 Uhr

Valeria is getting married
Originaltitel: Valeria Mithatenet

Gattung: Spielfilm
Produktionsland: Israel, Ukraine
Produktionsjahr: 2022
Länge 76 Minuten
Sprachen: Hebräisch, Russisch, Englisch. Sprachfassungen Originalversion mit Untertiteln, Untertitel Deutsch
Weltvertrieb m-appeal
Verleih W-FILM Distribution
Verleihförderung Film- und Medienstiftung NRW (FMS)
Produktionsförderung Israel Film Fund, Gesher Multicultural Film Fund
Weitere Infos und der Trailer sowie Kinotourtermine unter: www.wfilm.de/de/valeria-is-getting-married und www.youtube.com

Filmteam
Regie Michal Vinik
Drehbuch Michal Vinik, Guy Raz
Darsteller*innen Lena Fraifeld, Dasha Tvoronovich, Yakov Zaada Daniel, Avraham Shalom Levi
Kamera Guy Raz
Schnitt Maya Kenig
Ton Asher Milo
Kostüm Maya Lebovitch
Musik Daphna Keenan
Szenenbild Shunit Aharoni
Produzent*innen Amir Harel, Ayelet Kait, Anna Yatsenko, Vladimir Yatsenko
Produktion Lama Films
Co-Produktion ForeFilms

Festivals / Filmpreise
2023: Boston Jewish Film Festival, USA
2023: Cleveland International Film Festival, USA
2023: Créteil International Women´s Film Festival, FR
2023: Miami Film Festival, USA
2023: Philadelphia Jewish Film and Media, USA
2023: Santa Barbara Jewish Film Festival, USA
2023: Vilnius International Film Festival, LT
2023: Wesleyan University Israel Film Festival, IS
2022: Antalya Golden Orange Film Festival, TUR, International Feature Film Competition, Special Jury Award
2022: Haifa International Film Festival, ISR, Best Israeli Feature Award; Best Screenplay
2022: Internationale Filmfestspiele von Venedig, IT, Orizonti Extra (Weltpremiere)
2022: Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg, DE, On the Rise
2022: Leiden International Film Festival, NL
2022: Tallinn Black Nights Film Festival, EST, Main programme of Kinoff, In Focus: Israel; Best of Fest
2022: Thessaloniki International Film Festival, GRE, The Silver Alexander Meet the Neighbors award
2022: TIFF - Toronto International Film Festival, CA, Contemporary World Cinema
2022: Zürich Film Festival, CH, Spielfilm Wettbewerb




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Beitrag vom 12.05.2023

Sharon Adler